Laudatio Löwe 2
farbe bekennen Martin Kochloefl Film- und Videoclub Landshut VHS |
Gesprächspartner Rainer Drews |
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Oh Film, du hehres Werk der audiovisuellen Kunst! Du, der dem Buch, dem Theater, dem Konzert, dem gemalten Bild und allen anderen Künsten keine Konkurrenz machst, sondern dich all ihrer besten Mittel bedienst, du, der du uns Menschen zwingst gemeinsam im dunklen Kino zu lachen, zu weinen, uns zu ärgern oder zu denken – soweit es dem Einzelnen möglich ist, - du dienst uns mit Emotionen und kognitiven Aha-Erlebnissen. Wir kennen deine Regeln der Kadrierung, deine mit Montage erzählten Geschichten, deine manipulativen Geräuschimitationen, deine Funktionen von Plot Points und Heldenreise. Und dann kommt einer, den das alles nicht schert. Ton-Bild-Schere? Wieso gehört zu einem Ton ein entsprechendes Bild? Geschichte erzählen? Die kann ja auch im Kopf entstehen. Bilder mit Szenarien? Abstraktion lässt mehr Spielraum. Warum hat Kasimir Malewitsch das „schwarze Quadrat“ gemalt? Damit man es weiterentwickelt. Was passiert in unseren Köpfen, wenn eine neuartige Bilderzeugung mit bekannten Texten kombiniert wird? Zerfließende, nahezu unkontrollierbare und doch Assoziationen erweckende Tuscheströme werden begleitet von redundanten temporären Phrasen politischer Funktionsträger. Ästhetik kombiniert mit Worthülsen. Eine explosive Mischung, die auch die Gehirne der Juroren nicht verschonte. Sie ließen deshalb den Löwen raus für „farbe bekennen“ von Martin Kochloefl. Ebersberg, 18. März 2018 gez. Rainer Drews, Mitglied der Gesprächsrunde |