Laudatio Löwe 4
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Wildschaden (One Shot) Marcus Siebler Film- und Videoclub Landshut VHS |
![]() Gesprächspartner Moritz Wacker |
Eine Aufgabe der "Kamera" ist - neben den fotografischen Elementen - den Handlungsstrang in viele einzelne Szenen aufzulösen, so dass diese im Schnitt wieder zu einer sinnvollen, stimmigen Story oder Geschichte montiert werden können. Dabei ist insbesondere das Timing wichtig. Mit kurzen, schnellen Schnitten kann die Handlung verdichtet werden, mit langsamen Schnitten wird die Handlung entschleunigt - es entsteht Spannung. In dem Film, den ich Ihnen heute nahe bringen will, hat der Autor bewusst darauf verzichtet: Er zeigt den Film in einer einzigen Einstellung. Diese Reduktion verlangt aber von ihm, dass er das Timing - das er sonst im Schnitt noch verändern könnte - komplett in den Moment der Aufnahme verlagert. Er (der Autor) muss jede Sekunde vorher exakt planen, daher kommt der Begriff "Plansequenz" oder im englischen "One Shot". Damit nicht genug, auch die Farben werden auf ein Minimum von blau und gelb, sowie orange reduziert. Die Kamera bleibt statisch, die Protagonistin angebunden hinter dem Lenkrad und den Antagonisten - das Reh - bekommen wir nie zu Sehen. Doch was bleibt: Eine Schauspielerin, die durch Spiel und Mimik überzeugt hat und den Zuschauer hinein die beklemmende Enge des Fahrzeuges "gesogen" hat. Und der vierte Löwe der bayrischen Amateurfilmfestspiele 2018 für den Film "Wildschaden (One Shot)" von Markus Siebler und seinem Team. Ebersberg, 18. März 2018 gez. Moritz Wacker, Mitglied der Gesprächsrunde |