Laudatio Löwe 4
Im Kraal der Hamer Toni Ackstaller Einzelmitglied Ebersberg |
Gesprächspartner Michael Schwarz |
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Alles beginnt am Ort der ersten Begegnung. Das Interesse des Autoren an seinen Protagonisten überträgt sich sogleich auf uns, die Zuschauer, so dass wir dramaturgisch direkt Teil der folgenden, exklusiven Reisegruppe werden. Auf der Autofahrt zum Ziel dieses beeindruckenden Dokumentarfilms wird uns die Vielzahl der unterschiedlichsten Ethnien erläutert, die im Südwesten Äthiopiens leben. Beispielhaft für die 40.000 Hamer lernen wir zusammen mit dem Autoren die Familie von Gardo kennen, zu der der englischsprachige Führer nur Kleinstgruppen einlädt. Schon gleich zu Beginn bei der Ankunft im Kraal reflektiert der Autor seine Rolle, in dem er Gardos Kindern offen die Kamera erklärt. Auch im weiteren Verlauf dieses sehr kurzweiligen, handwerklich sowohl visuell als auch auditiv äußert sauber gearbeiteten Films wird die Anwesenheit der Kamera immer miterzählt und teils auch problematisiert. Gemeinsames, traditionelles Kaffeetrinken in der Intimsphäre der Familie führt vor Augen, dass die Begegnung zwischen Filmer und Gefilmten vertrauensvoll, buchstäblich auf Augenhöhe stattfindet. Ein formal sehr klarer, kurzweilig-informativer Dokumentarfilm mit exklusivem Zugang zu seinem Sujet – und einer offenen Schlussfrage, die nachwirkt: wie wird es den Hamer gelingen, den Spagat zwischen Tradition und Moderne auch in Zukunft zu leben? Ein vierter kleiner Bayerischer Löwe für IM KRAAL DER HAMER von Toni Ackstaller – chapeau und herzlichen Glückwunsch! Straubing, 9. Oktober 2022 gez. Michael Schwarz, Mitglied der Gesprächsrunde |