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44. Bayerische Amateurfilm-Festspiele

07. - 08. Oktober 2023 in Germering

Festspielort


Germering – Kulturlandschaft einer jungen Stadt

Es ist ein architektonisches Statement, das einem vor allem dann ins Auge springt, wenn man das erste Mal mit der S-Bahn nach Germering fährt: Mitten im Zentrum, im Herzen der Stadt, direkt neben dem Bahnhof, stehen zwei gewaltige, ineinandergreifende Gebäude, große Konstruktionen aus Stahl, Beton und Glas. Es handelt sich um die Stadthalle und die Stadtbibliothek von Germering, zwei Institutionen, die allein durch ihre Größe eine Ansage machen: In Germering wird Kultur und Kulturvermittlung nicht nur groß gedacht, hier wird sie auch ganz groß umgesetzt.

Und tatsächlich haben sich seit den frühen 90er Jahren die beiden Institutionen einen echten Namen in der Kulturwelt gemacht. Nicht nur die Germeringer nutzen ihre Stadthalle und ihre Stadtbibliothek, auch aus dem Umland kommen jährlich tausende Kulturinteressierte, um hier weltbekannte Künstler und Künstlerinnen, aber auch junge Talente und regionale Kulturangebote zu erleben.

Doch bieten Stadtbibliothek und Stadthalle nicht nur Raum für hunderte von Kulturveranstaltungen im Jahr, sie sind vielmehr auch zentrale Orte für das bürgerschaftliche Engagement, für die kulturelle Begegnung, für Information und für den Austausch untereinander: Ob man sich nun zwischen den Kulturen beim runden Tisch in der Stadtbibliothek treffen möchte oder im Eugen-Papst-Saal der Stadthalle gemeinschaftlich fürs nächste Jahreskonzert probt: Es treffen sich Kulturinteressierte, Kulturakteure, Kulturfreunde, Künstler und Künstlerinnen miteinander, hier werden neue Projekte und Ideen diskutiert und entworfen, hier wird in den verschiedenen Räumen und Sälen geprobt und erprobt, hier wird Kultur gelebt und erlebt.

Der Blick in die Anmietungsliste der Stadthalle verrät schnell, dass Germering über eine breite Kulturlandschaft verfügt: Von Musikgruppen, Chören und Orchestern, über Bildende Künstler und Künstlerinnen sowie Kunstgruppen und Ateliergemeinschaften, über Theater- und Tanzgruppen, Kulturvereine, Autoren und Filmschaffende. In Germering scheint es fast schon alles zu geben und zuweilen verwundert es ein wenig, wie schnell es dieser rasant gewachsenen Stadt doch gelungen ist, diese kulturellen Strukturen aufzubauen.

Nur ein Steinwurf von der Stadthalle entfernt liegt die „Cordobar“, Jugendzentrum und Konzertort, in dem sich auch schon die „Sportfreunde Stiller“ als junge Band erprobt haben. Etwas versteckter, mitten in einem Wohnbaugebiet, findet sich ein städtisch gefördertes Atelierhaus, einige der dort ansässigen Künstler und Künstlerinnen machen auch bei den Germeringer Werktagen, die jährlich im Sommer auf dem sogenannten „Kasernengelände“ stattfinden, mit. Für den künstlerischen Nachwuchs gibt es hingegen die städtische Malschule. Das entzückende Roßstalltheater mit gleich zwei Bühnen im Hause wird als ambitioniertes Privattheater geführt, zudem bieten Musikschule und Volkshochschule zahlreiche Kurse der kulturellen Bildung an und ein städtisches Museum, direkt am Rathaus gelegen, kümmert sich um die erinnerungskulturelle Arbeit der Stadt. Von der vielfältigen Kulturarbeit der einzelnen Vereine, vom örtlichen Kino und von der Germeringer Kultur- und Kreativwirtschaft will ich an dieser Stelle gar nicht sprechen, zu umfangreich wäre hier die Aufstellung der einzelnen Institutionen und Unternehmen, die sich um die kulturelle Entwicklung der Stadt Germering immer wieder mit neuen Ideen bemühen.

Es ist faszinierend, wie schnell solch ein Kulturraum wachsen kann, wenn die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Während in vielen anderen deutschen Städten die Kulturinstitutionen und die Kulturlandschaft eher sukzessive und zum Teil auch sehr zögerlich über viele Jahrhunderte hinweg entstanden sind, musste es in Germering schnell gehen. Immerhin wuchs die Stadt nach dem zweiten Weltkrieg in Rekordzeit und wurde im Jahr 2004 als sechsgrößte Stadt Oberbayerns sogar zur „Großen Kreisstadt“ erhoben. Mit solch einem rasanten Wachstum verbunden waren zugleich komplexe Fragestellungen und Problematiken, oft verbunden mit städtebaulichen Herausforderungen und infrastrukturellen Fragen.

Spätestens in den 1980er Jahren erkannten die Entscheidungsträger, dass innerhalb ihrer rasant wachsenden Stadt unbedingt auch Identifikationsangebote für die Bürger und Bürgerinnen gemacht werden müssen, da erst durch eine Identifikation mit dem Heimatort eine emotionale Verbindung entsteht, aus der dann wiederum eine möglichst konstruktiv agierende Stadtgesellschaft heraus erwachsen kann. Insofern erscheinen die ambitionierten Bauprojekte der „Stadthalle und Stadtbibliothek“ der 1990er Jahre im Rückblick als kluge Investition, sind sie doch heute nicht nur beim Neubürgerempfang der erste Begegnungspunkt, sondern oft auch eine Keimzelle für die örtlichen Gruppierungen, für deren kreative Projekte und somit für innovative Ideen der Stadtgesellschaft.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Stadt Germering als Kulturstandort enorm entwickelt, dennoch handelt es sich nach wie vor um eine junge Stadt, deren Strukturen noch nicht so verfestigt sind, wie vielleicht andernorts in Deutschland. Germering besitzt deshalb vor allem noch viele Gestaltungsräume, sowohl konkrete Stadträume, als auch Denkräume, die gerade für diejenigen interessant sein können, die gerne neue Ideen und innovative Konzepte austesten wollen. In diesem Sinne bietet Germering für die Kultur- und Kreativszene enorme Chancen und Möglichkeiten, und dies auch, selbst wenn die wirtschaftliche Situation nach der Pandemie für die gesamte Kulturszene Deutschlands schwieriger wird.

Verfasserin: Kathrin Jacobs, Leiterin der Stadthalle Germering.

Stadthalle Germering

Rechteinhaber, Chris Frenzel

Veranstalter

Landesverband Film + Video Bayern e.V.
1. Vorsitzender: Adalbert Becker, Nürnberg

Ausrichter

Münchner Film- und Videoclub
Clubleiter Günter Pruner, Germering

Die Dachverbände

Landesverband Film + Video Bayern e.V. (LFVB)
Bundesverband Deutscher Filmautoren e.V. (BDFA)
Union Internationale Du Cinema (UNICA)
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