Grußwort
Marcus Siebler
Präsident und erster Vorsitzender Bundesverband Deutscher Film-Autoren e.V. (BDFA)
Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde,
nach langer und entbehrungsreicher Zeit darf ich Euch endlich wieder zu einer Präsenzveranstaltung begrüßen. Ist das das nicht großartig? Vor wenigen Wochen veranstaltete mein Festivalteam ein Best of BFF FICTION 2020/21 in Schrobenhausen. Filme auf großer Leinwand, der Geruch frisch gedruckter Programmhefte und am wichtigsten: Echte Menschen. Auch wenn im schlichterem Rahmen als für gewöhnlich, die Veranstaltung tat allen Beteiligten in der Seele gut und machte so glücklich wie selten zuvor. Ich bin mir sicher, dass dies auch bei diesen BAF 2021 in Ansbach der Fall sein wird. Nun ist es so, dass schon im September 2020 ein Durchatmen spürbar war, welches sich im Nachhinein als Vorbote neuer und teilweise härterer Zeiten herausstellte. Dennoch weigere ich mich beharrlich zu glauben, dass sich der Herbst 2020 wiederholen wird. Durch Impfung und Schnelltests stehen Instrumente zur Verfügung, die es damals nicht gab und die uns hoffentlich eine schrittweise Rückkehr zur Normalität ermöglichen werden. Wenn man sich umhört, gibt es vereinzelt Menschen, die sich mit den Ausnahmezuständen arrangiert zu haben scheinen. Zugegeben, manche Dinge wurden deutlich entschleunigt, manche sogar angenehmer oder bequemer. Zum Glück aber überwiegt die Anzahl an Menschen, die das Licht am Ende des Horizonts heller leuchten sehen als zuvor. Menschen, die wieder ausgehen, sich miteinander treffen und Spaß haben wollen. Das Leben wird lebenswert, indem man es lebt. Wir sehen einer Zeit entgegen, in der vieles so sein wird wie zuvor, manches vielleicht auch besser. Ich bin sehr zuversichtlich, dass viele BDFA-Veranstaltungen 2022 vor Ort in Präsenz ausgetragen werden. Vorsicht und Respekt sind weiterhin geboten, Angst jedoch war noch nie ein guter Ratgeber. Oftmals zeigen nur Krisen auf, worauf es wirklich ankommt. Filmemachen ist heute längst nicht mehr so exklusiv wie früher. Hochqualitative Technik steht nicht mehr nur einigen Bessersituierten zur Verfügung. Bei Problemen mit der Schnittsoftware helfen uns heute Tutorials im Internet deutlich schneller, als auf den nächsten Clubabend warten zu müssen. Vereine und Verbände gelten, gerade unter jüngeren Menschen, als zu verbindlich, als überholt und von gestern. Haben uns aber nicht die zurückliegenden eineinhalb Jahre etwas Gegenteiliges gelehrt? Kein Bundesfilmfestival noch die DAFF fielen 2020 und 2021 der Pandemie zum Opfer. Viele Landesfilmfestivals, auch die BAF 2020, fanden online mit Unterstützung des BDFA trotzdem statt. Filme wurden gesehen, besprochen und ausgezeichnet. Warum braucht es also ein „altmodisches“ Konstrukt wie unseres auch heute: Genau für schwierige Zeiten wie diese. Mir kommt da ein Film von Maria Gockel und Helmut Ludwig in Erinnerung, der im vergangenen Jahr beim BFF Fuldabrück zu sehen war. „Fünf Finger“ erzählt von einer Reise durch Tansania, bei der ein Landrover im Schlamm steckenbleibt. Nur mit geballter Menschenkraft lässt er sich wieder daraus bereifen. Ein tansanisches Sprichwort besagt: „Die Menschen sind wie die Finger einer Hand. Ein Finger allein kann nichts aufheben. Zwei Finger können schon einiges mehr bewirken. Aber fünf Finger zusammen werden zu einer starken Hand.“ Genau darum sind wir, Sie, Du und ich im Bundesverband Deutscher Film-Autoren! Ich möchte allen teilnehmenden Filmemacherinnen und Filmemachern dafür danken, dass sie ihre Geschichten mit uns teilen, besonders schwierigen Zeiten wie diesen. Und ich danke dem BDFA Bayern mit Adalbert Becker sowie dem Film- und Videoclub Ansbach mit Anni Bergauer dafür, dass sie es wagen, uns Selbstverständlichkeiten zurückzugeben. Selbstverständlichkeiten, die wir erst vermisst haben, seitdem wir sie nicht mehr haben.
Euer
Marcus Siebler
Präsident und erster Vorsitzender Bundesverband Deutscher Film-Autoren e.V. (BDFA)
